Bedrohen „Dark Pools“ die Anlegersicherheit?

Die sogenannten „Dark Pools“ gelten als alternative Plattformen für den Handel mit Wertpapieren und werden zunehmend von Banken genutzt. Die Namen sind Crossfinder oder AlphaX und so weiter, doch was steckt dahinter?

Außerhalb der regulären Börsen zu handeln – für Spekulanten ein gutes Geschäft, doch auch für Banken? Große Investmentbanken haben eine solche Plattform. Ein Grund dafür: hier wissen nur die zwei Handelspartner von einem Verkauf der Papiere. An der Börse ist eine solche Vertraulichkeit nicht gegeben. Journalisten sind in den „dunklen Handelsräumen“ nicht zugelassen, und es gibt auch keine Überwachung, ob denn alles mit rechten Dingen zugeht.

Für die Aktien gute Preise bekommen, und dabei geringe Gebühren zahlen – so möchte man den Wertpapierhandel am Liebsten. Bei manchen DAX-Werten, so sind sich die Experten sicher, wird nur noch jede 3. Aktie an den wirklich offiziellen Börsen gehandelt. Alles andere geht über etwas zwielichtige Kanäle. Ob Papiere in einen begehrten Index wie dem DAX landen, wird auch anhand des Handelsumsatzes bestimmt. Hier werden natürlich nur die regulären Börsenvorgänge betrachtet, und daher fürchten die Unternehmen Nachteile, wenn im Dunklen gemauschelt wird.

War die Liberalisierung gut?

War die Liberalisierung gut?

Diese Liberalisierung des Wertpapierhandels hat sich die EU selbst eingebrockt, doch ohne Wissen über die Ausmaße. Jetzt möchte man die Erlaubnis am liebsten wieder zurücknehmen, doch das ist nicht möglich. Vor 6 Jahren hat sich die EU-Kommission dazu entschlossen, für mehr Wettbewerb an den Finanzmärkten zu sorgen. Denn die amtlichen Börsen hatten ihre Monopolstellung mit hohen Gebühren ausgenutzt. Deshalb gibt es seit 2007 auch die systematischen Internalisierer (SI), die Over-the-Counter-Plattformen (OTC) und Multilateral Trading Facilities (MTF). Fast alle großen Fondgesellschaften sind inzwischen Mitglied bei einer dieser Schattenbörsen, denn die geringeren Gebühren locken.

Doch nun fürchten die Finanzexperten den Kontrollverlust. Dass sich die Dark Pools so schnell und groß ausbreiten, hat niemand angenommen. Auch die Finanzchefs der betroffenen Firmen sind nicht begeistert, denn sie konnten bei der regulären Börse verfolgen, ob Großinvestoren in die Aktie ein-oder aussteigen wollten. Bei den Dark Pools ist dies nicht möglich. Auch wie die Kurse an den Dark Pools zustande kommen, können die Finanzchefs nicht sagen. Die Qualität der Preisbildung leidet, und auch Käufer sowie Verkäufer kommen nicht mehr so schnell zusammen, wird bemängelt. Die Zersplitterung des Handels war so nicht gewollt und wird über Kurz oder Lang auch Auswirkungen auf die DAX-Unternehmen haben. Da durch die Aufteilung pro Handelsplatz nur noch wenige Wertpapiere zur Verfügung stehen, unterliegen die Kurse größeren Schwankungen, so wird außerdem befürchtet.

Sowohl die Moral als auch die Technik an den Dark Pools stellt man in Frage. Die SI sind besonderes im Fokus der Kritiker gelandet. Auch die verbotene Praxis des „Frontrunning“ wird nicht mehr aufzuhalten sein. In den USA hat man die Verantwortlichen eines solchen Dark Pools bereits gerichtlich zur Verantwortung gezogen. Privatanleger sollten auf alle Fälle Vorsicht walten lassen. Denn die Intransparenz der Schattenbörsen ist schon für Profis nicht zu durchschauen, geschweige denn für Privatanleger. Dass es an der regulären Börse die Aufsicht gibt, kommt nicht von ungefähr. Wenn dies völlig unnötig wäre, hätte man sich dies bestimmt längst gespart.

Bildquelle: © Rainer Sturm / PIXELIO

Bildquelle: © Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO

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